Anfang März hatten wir «Good News» zu verkünden: Das Museum Schaffen zieht an den Lagerplatz. Den ersten, festen Standort wollten wir mit einer grossen Wechselausstellung eröffnen. Dann kam der Lockdown. Corona hat unsere Pläne durchkreuzt, das Team aber auch befeuert. Unter Hochdruck arbeiten wir nun an einer interaktiven Installation mit dem Titel «System Reset». Hier geben wir einen Einblick in das, was uns antreibt – und in das, was gerade passiert.
Als klar wurde, dass die Wechselausstellung verschoben werden muss und es nun gilt, eine umsetzbare Alternative zu finden, hatten wir Horx im Ohr. Matthias Horx, seines Zeichens Zukunftsforscher. Dessen Artikel «48 – Die Welt nach Corona» machte gerade die Runde. Darin wagt der Publizist und Visionär eine Rückwärts-Prognose und skizziert, wie und worüber wir uns wundern werden, wenn die Krise «vorbei» ist. Der Text, der unzählige Male geteilt und gelesen wurde, endet wie folgt:
Die drastische Botschaft von Corona lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden. Cool down! Musik auf den Balkonen! System reset. So geht Zukunft.
Matthias Horx, Zukunftsforscher (März 2020)
Klaus Schwab, Gründer und Executive Chairman, World Economic Forum
Wanted: Werkzeuge für eine bessere Arbeitswelt
Das Ende des Textes wurde bei uns zu einem Anfang. System Reset wird als Ausstellungsinstallation aufbauend auf unsere Ausstellung Eins, Zwei, Drei, 4.0 konzipiert. Letztere bietet als historische Auslegeordnung einen anregenden Überblick über die Um- und Aufbrüche in der Arbeitswelt im Kontext der industriellen Revolutionen. Es ergibt Sinn, dass wir Eins, Zwei, Drei, 4.0 nun ausgehend von diesem historischen Moment, welchen wir als Gesellschaft gerade erleben, ergänzen. Und es eröffnet spannende Möglichkeiten, zusammen mit Verbündeten und unseren Besucher*innen zu diskutieren, Schwachstellen und Herausforderungen, die hervortreten, zu erkennen, zu benennen, aber auch Innovationen zusammen zu tragen, Zukunfts-Sinn freizusetzen – und uns nicht zuletzt auch zu fragen: Welche (Arbeits-)Welt wünschen wir uns überhaupt?
Auf dem Lagerplatz – mit dem Lagerplatz
System Reset entsteht also nicht nur am Schreibtisch, sondern auch in angeleiteten Prozessen im Digitalraum und draussen im Feld. Sie wird in Zusammenarbeit mit Nadja Schnetzler und Laurent Burst von Generation Purpose, dem Wirtschaftshistoriker Adrian Knoepfli und der Winterthurer Historikerin Karin Briner, Expert*innen weiterer Disziplinen sowie partizipativ mit unseren neuen Nachbar*innen vom Lagerplatz erarbeitet – mittels Befragungen und Workshops. Letztlich manifestiert sich System Reset in einem multimedialen Sammelgut sowie Werkstattbereichen, in denen Besucher*innen spielerisch zur Tat schreiten und Werkzeuge für eine gelingende Zukunft bauen. Über die historische Kontextualisierung werden Perspektiven vertieft und erweitert – und die «Geschichte» ernst genommen in ihrer Relevanz für das Hier und Jetzt sowie unser individuelles und gesellschaftliches Wissen, Wollen und Wirken.
Nadja Schnetzler, Generation Purpose
Hallenbezug in Kooperation mit dem Arealverein
Das Museum Schaffen zieht gemeinsam mit dem Arealverein in die freiwerdende Brockenhalle. Wo einst Sulzer-Mitarbeiter im Farbnebel den Maschinenteilchen ihre letzte Schutzschicht verpasst haben und die Spedition eingerichtet war, nimmt sich künftig das moderne historische Museum der Arbeit an. Zugleich erhält der Arealverein einen Ort, an dem Treffen stattfinden können und gemeinsame Aktivitäten gefördert werden.